Gesundheitliche Probleme bei Hitze

Eiswasser gegen Überhitzung? Patienten richtig kühlen – so sehen die Symptome und Therapien bei Hitzeerkrankungen aus
Gesundheitliche Probleme bei Hitze
Auf dem obigen Bild simulieren Feuerwehrleute die Evakuierung eines Feuerwehrkameraden, der an einer Hitzeerkrankung leidet.
Hitzeerkrankungen schließen ein ganzes Spektrum von Krankheiten ein, die durch die Hitze der Umwelt verursacht werden, darunter leichtere Erkrankungen wie Hitzeausschlag, Hitzekrämpfe, Hitzesynkope und Hitzeerschöpfung, sowie die schwerste Erkrankung – Hitzschlag.
Ein Hitzschlag wird im Allgemeinen definiert als eine Körpertemperatur von mehr als 40,5°C aufgrund von Hitzeeinwirkung bei fehlender Thermoregulation. Er führt zu Funktionsstörungen mehrerer Organe oder zu Störungen des zentralen Nervensystems (ZNS). In den USA sind jedes Jahr etwa 700 Todesfälle auf Hitzeerkrankungen zurückzuführen.
Diese Faktoren erhöhen das Risiko
Eiswasser gegen Überhitzung? Patienten richtig kühlen – so sehen die Symptome und Therapien bei Hitzeerkrankungen aus
Diese Faktoren erhöhen das Risiko
Ein Risiko für hitzebedingte Erkrankungen besteht allgemein für Menschen, die sich häufig in heißen Regionen aufhalten, ohne ausreichend Schatten oder Wasser oder ohne angemessene Kleidung. Personen, die aufgrund von Krankheit, unzureichender Flüssigkeitszufuhr oder übermäßigem Alkoholkonsum schlecht hydriert sind, sind ebenfalls gefährdet.
Fettleibigkeit ist ein unabhängiger Risikofaktor. Beachten sollte man auch, dass Frauen Hitze bei körperlicher Betätigung nicht so gut vertragen wie Männer. Das Risiko, eine Hitzeerkrankung zu entwickeln, ist besonders hoch für Nicht-Sportler oder „Wochenend-Krieger“, die anstrengende körperliche Aktivitäten ausüben und in der Regel weniger gut auf eine Hitzeexposition vorbereitet sind. Aber auch erfahrene Sportler können an einer Hitzeerkrankung leiden.
Einige Drogen und Medikamente erhöhen das Risiko einer Hitzeerkrankung, darunter Alkohol, Antihistaminika, Betablocker, Diuretika und Abführmittel. Vasokonstriktoren und Betablocker verhindern eine angemessene Wärmeregulierung und können die Auswirkungen von Hitze verschlimmern. Die ersten Anzeichen einer Hitzeerkrankung sind häufig neurologischer Natur, da das Gehirn sehr anfällig für Hyperthermie ist.
Zu den Kompensationstechniken für körperliche Aktivitäten bei heißem Wetter gehören das Trinken von Flüssigkeit mit ausgeglichenem Elektrolythaushalt und das Tragen von leichter, feuchtigkeitsabsorbierender Kleidung.
Mit Anstrengung oder ohne?
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Mit Anstrengung oder ohne?
Es werden die typischen Symptome von Hitzekrämpfen, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag gezeigt. Es gibt 2 Formen des Hitzeschlags:
- Überanstrengung
- klassisch – ohne vorherige Anstrengung
Ein Hitzschlag bei Anstrengung tritt in der Regel bei jungen Menschen auf, die sich über einen längeren Zeitraum in einer heißen Umgebung körperlich anstrengen. Er entsteht, wenn sich die durch Muskelaktivität erzeugte Wärme schneller aufbaut, als der Körper sie durch kutane Vasodilatation und Schwitzen abgeben kann.
Der klassische Hitzschlag ohne Anstrengung betrifft in der Regel sitzende ältere Menschen, chronisch Kranke und sehr junge Menschen; diese Art von Hitzschlag tritt bei Hitzewellen auf. Beide Arten des Hitzeschlags sind mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden, vor allem wenn die Therapie verzögert wird.
Häufigkeit und Sterblichkeit
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Häufigkeit und Sterblichkeit
Zwischen 1979 und 2014 lag die hitzebedingte Sterblichkeitsrate in den USA über weite Strecken bei etwa 0,5 Todesfällen pro Million Einwohner (s. Abb.), obwohl die Zahlen in einigen Jahren in die Höhe schnellten.
In der obigen Grafik war Hitze die Hauptursache für die durch die orangefarbene Linie dargestellten Todesfälle; die blaue Linie zeigt Todesfälle nur von Mai bis September, wobei Hitze die Haupt- oder Mitursache der Sterblichkeit war. Aufgrund von Änderungen der internationalen Codes, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Klassifizierung der Todesursachen verwendet werden, ist es schwierig, die Mortalitätsdaten vor 1999 mit denen von 1999 oder danach zu vergleichen.
Jedes Jahr werden in den USA durchschnittlich 21,5 Besuche in Notaufnahmen pro 100.000 Personen wegen Hitzeerkrankungen verzeichnet. Man geht davon aus, dass Hitzeexposition für etwa 700 Todesfälle pro Jahr in den Vereinigten Staaten verantwortlich ist, wobei die Opfer eher männlich sind.
Es ist von entscheidender Bedeutung, eine Hitzeerkrankung schnell zu erkennen und zu behandeln. Zu den Folgeerscheinungen, die tödlich sein können, gehören neurologische Schäden, kardiovaskulärer Kollaps (z.B. anhaltende Tachykardie bei älteren Patienten), Lungenschäden, gastrointestinale Probleme, Leberversagen, Nierenversagen und Rhabdomyolyse.
Auswirkungen auf der Haut
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Auswirkungen auf der Haut
Der Hitzeausschlag (Miliaria rubra; s. Abb.) zeigt sich in Form von kleinen rosafarbenen Pickeln und tritt in der Regel an Körperstellen auf, die von Kleidung bedeckt sind. Ein Hitzeausschlag wird durch eine Verstopfung der Schweißkanäle verursacht, wodurch ekkriner Schweiß in die Epidermis oder Dermis austritt.
Die Läsionen entwickeln sich innerhalb von Minuten oder Stunden nach der Stimulation des Schwitzens und klingen schnell wieder ab (in der Regel <1 Stunde nach Beseitigung des Reizes, der zum Schwitzen führte).
Personen mit Hitzeausschlag haben ein besonders hohes Risiko für eine Hitzeerschöpfung bei Anstrengung, wenn es heiß ist, weil ihre Fähigkeit, Wärme durch Verdunstung von Schweiß abzuführen, beeinträchtigt ist. Die Behandlung von Hitzeausschlag umfasst unterstützende Maßnahmen und topische Steroide.
Symptome des HItzschlags
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Symptome des HItzschlags
Das Bild zeigt eine Myoglobinurie, die oft als „Coca-Cola“-Urin beschrieben wird und aus einer Rhabdomyolyse resultiert, einem Symptom des Hitzschlags.
Hitzeerschöpfung kann eine Vorstufe des Hitzeschlags sein; zu ihren Symptomen gehören:
- starkes Schwitzen,
- schnelle Atmung,
- schneller, schwacher Puls.
Zu den Symptomen eines Hitzschlags gehören:
- stark erhöhte Temperatur, oft über 40,5°C,
- Erbrechen,
- heiße/trockene Haut,
- Tachykardie.
<p>In den späteren Stadien des Hitzschlags können ZNS-Symptome wie Verwirrung, Ataxie, Krampfanfälle und Delirium auftreten. Zu den weiteren schweren Symptomen gehören, wie bereits erwähnt, Rhabdomyolyse, die zu Nierenversagen und Koagulopathie führt. Die Hitzschlag-bedingte Sterblichkeit liegt bei etwa 10%, steigt jedoch bei Patienten mit Hypotonie auf 33% an.
Kühltechniken
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Kühltechniken
Für die Behandlung der Hyperthermie stehen mehrere Kühltechniken zur Verfügung. Die Verdunstungskühlung, die die am leichtesten verfügbare Methode ist, senkt die Körperkerntemperatur bei Hitzschlag um etwa 0,05 bis 0,09°C pro Minute. Nachdem der Patient vollständig entkleidet wurde, wird er kontinuierlich mit lauwarmem Wasser besprüht, während ein großer Ventilator auf ihn gerichtet wird. Eine alternative (und weniger zeitaufwändige) Methode der Verdunstungskühlung ist das Auflegen eines nassen Lakens auf den Patienten (s. Abb.).
Eispackungen nötig?
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Eispackungen nötig?
Strategische Eispackungen (s. Abb.), eine weitere einfache Technik, werden oft in Verbindung mit Verdunstungskühlung eingesetzt, wobei die Eispackungen in der Leiste des Patienten, in den Achselhöhlen und um den vorderen und hinteren Hals platziert werden. Die Datenlage zur Unterstützung dieser Kühlstrategie ist jedoch dürftig, und die anderen aufgeführten Kühlmethoden sind wesentlich wirksamer bei der Senkung der Kerntemperatur eines Patienten.
Oder Eiswasser?
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Oder Eiswasser?
Wenn verfügbar, ist das Eintauchen in Eiswasser (s. Abb.), bei dem der Patient in einen großen Behälter mit Eiswasser gelegt wird, die Behandlung der Wahl zur Ganzkörperkühlung. Die Eiswasserkühlung wirkt schneller als die Verdunstungskühlung und senkt die Kerntemperatur um etwa 0,15 bis 0,35°C pro Minute. Die Zirkulation des Wassers kann die Abkühlungsrate ebenfalls erhöhen. Dies ist das wirksamste Mittel zur Senkung der Körpertemperatur.
Das Eintauchen in Eiswasser sollte bei älteren Menschen, Kindern und Personen mit komorbiden Erkrankungen, die ein höheres Sterberisiko haben, mit Vorsicht angewendet werden.
Leichensack für Ganzkörperkühlung
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Leichensack für Ganzkörperkühlung
Die Ganzkörpereispackung ähnelt dem Eintauchen in Eiswasser und kann verwendet werden, wenn kein großes Becken zur Verfügung steht. Nachdem der Patient entkleidet wurde, sollte er auf eine Plastikdecke oder ein Laken gelegt werden. Es sollte sichergestellt sein, dass der Brustkorb und die Extremitäten des Patienten mit zerstoßenem Eis bedeckt sind (s. Abb.).
Ein Leichensack kann verwendet werden, um den Patienten (mit Ausnahme des Kopfes) zusammen mit dem Eis und dem Wasser abzudecken. Der Beutel ist in der Regel in der Notaufnahme leicht erhältlich, lässt sich einfach auf einer Trage aufstellen und ist nicht porös und auslaufsicher.
Eine weitere Strategie, die Verwendung einer Kühldecke, kann in Verbindung mit anderen Techniken zur schnellen Senkung der Körperkerntemperatur eingesetzt werden. Diese Decken bestehen aus Materialien, die das Schwitzen zulassen und die Körperwärme absorbieren, und sind in der Regel mit kalter Flüssigkeit oder Gel gefüllt.
Intravenöse Kühlung
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Intravenöse Kühlung
Die invasive Kernkühlung kann in Verbindung mit externen Kühltechniken eingesetzt werden. Die intravenöse (iv) Verabreichung gekühlter Flüssigkeiten kann als Erstbehandlung eingesetzt werden, insbesondere wenn die Hitzeerkrankung mit Dehydrierung einhergeht.
Die orale und die intravenöse Flüssigkeitstherapie haben sich als gleichermaßen wirksam für die Hydratation bei Hitzeerkrankungen erwiesen, aber wenn der mentale Status des Patienten verändert ist, hat die intravenöse Verabreichung den Vorteil, dass das Risiko einer Aspiration minimiert wird.
Die Flüssigkeitszufuhr muss vorsichtig erfolgen, da eine aggressive Flüssigkeitszufuhr zu einer Lungenödembildung führen kann. Beachten Sie, dass es äußerst schwierig sein kann, bei einem dehydrierten Patienten, insbesondere bei einem Säugling, einen iv-Zugang zu legen; in solchen Fällen kann ein intraossärer Zugang verwendet werden (s. Abb.).
Mögliche Komplikationen
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Mögliche Komplikationen
Wie bereits erwähnt, kann die intravenöse Verabreichung von Flüssigkeit zur raschen Abkühlung zu Komplikationen wie Lungenödemen führen (s. Abb.). Wenn Flüssigkeit verabreicht wird, sollte normale Kochsalzlösung (NS) oder laktierte Ringerlösung verabreicht werden. Freies Wasser ist zu vermeiden, da es zu Hyponatriämie und Hirnödemen führen kann. Bei Patienten mit verändertem Mentalstatus kann die versuchsweise Gabe von Glukose sinnvoll sein.
Kühlung über den Magen
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Kühlung über den Magen
Invasivere Techniken, wie die Magenspülung (s. Aufbau der Ausrüstung), haben sich bei der schnellen Kühlung von Patienten als wirksam erwiesen. Die Magenschleimhaut ist eine besonders wirksame Oberfläche, um sie mit kühler Flüssigkeit zu bedecken, weil sie nicht vasokonstriktorisch ist und schnell auf die Behandlung reagieren kann.
Blasen- und Peritoneallavage
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Blasen- und Peritoneallavage
Die Blasenspülung kann auch zur schnellen Kühlung eingesetzt werden (s. Aufbau). Obwohl die Blase eine begrenzte Oberfläche hat, ist sie aufgrund ihrer Nähe zum Peritoneum und des relativ sicheren Zugangs ein gutes Ziel für eine Zusatzbehandlung.
Die Peritoneallavage ist aufgrund der großen Oberfläche des Peritoneums ebenfalls ein wirksames Mittel zur Kühlung. Die Daten zu dieser Methode haben zwar eine signifikante Senkung der Kerntemperatur des Patienten gezeigt, die meisten Studien wurden jedoch in Szenarien nach einem Herzstillstand durchgeführt; d.h. die Patienten wiesen eine andere Form der Hyperthermie auf. Das muss berücksichtigt werden, wenn der Arzt die Peritoneallavage zur Kühlung einsetzen möchte.
Hämodialyse bei schweren Fällen
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Hämodialyse bei schweren Fällen
Bei schwerer, refraktärer Hyperthermie sollten sogar noch invasivere Verfahren in Betracht gezogen werden, sofern die erforderlichen Ressourcen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Zu den Methoden, die sich als wirksam erwiesen haben, gehören Hämodialyse (s. Abb.), kardiopulmonaler Bypass und intravaskuläre Kühlung.
Bei Patienten mit schwerer Hyperthermie kann die Aufnahme in eine Intensivstation (ITS) zur Erstkühlung und zur Behandlung nachfolgender Komplikationen, einschließlich einer möglichen disseminierten intravasalen Koagulopathie (DIC), erforderlich sein.
Unterstützende Medikamente
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Unterstützende Medikamente
Erwägen Sie den Einsatz von kurz wirksamen Benzodiazepinen wie Midazolam (s. Abb.), um das Zittern und die Unruhe der Patienten zu reduzieren und gleichzeitig eine schnelle Kühlung einzuleiten. Diese Medikamente sind auch nützlich bei der Behandlung von Hyperthermie aufgrund bestimmter Medikamente und Toxine (z.B. Sympathomimetika). Bei der Anwendung von Benzodiazepinen ist darauf zu achten, dass die Atemwege des Patienten sorgfältig überwacht werden und eine symptomatische Unterstützung erfolgt.
Fiebersenkende Mittel?
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Fiebersenkende Mittel?
Dantrolen (s. Abb.), ein Muskelrelaxans, das an die Ryanodin-Rezeptoren bindet und die Kalziumfreisetzung verhindert, ist ein hochwirksames Gegenmittel bei maligner Hyperthermie, einem durch Medikamente verursachten Zustand. Es hat sich jedoch nicht als wirksam bei der Behandlung anderer Arten von Hitzeerkrankungen erwiesen.
Fiebersenkende Mittel (z.B. Paracetamol und Ibuprofen) sind ebenfalls unwirksam bei der Senkung der Körperkerntemperatur.
Dieser Artikel wurde von Ute Eppinger aus www.medscape.com übersetzt und adaptiert.
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